Das DINK-Quartier Zürich West
Das Akronym "DINK" (engl. Abkürzung für double income no kids) bezeichnet kinderlose Paare, die ein doppeltes Einkommen generieren. Da beide Partner voll erwerbstätig sein können, verdienen sie in der Regel sehr gut, was sie zu einer beliebten Zielgruppe für Werbung macht.
Da die Miet- und Wohnungspreise in Zürich West sehr hoch sind, kann sich dies vielfach nur dieser Teil der oberen Mittelschicht bis Oberschicht leisten. Folglich sind die Angebote in den Läden tendenziell auf DINKs ausgerichtet. Dies ist aber nicht der einzige Erkennungspunkt.
Erstes Beispiel: Der Döner-Index
Der Durchschnittspreis eines Döners liegt in den seenäheren Quartieren Zürichs - das hat sich im Laufe meiner ausgedehnten Recherchen ergeben - bei etwa neun Schweizer Franken. In einem türkischen Lokal in Zürich West werden dafür jedoch satte elf Franken verlangt - ein Preis, den normalerweise nur DINKs aufbieten können.
Genau gleich verhält es sich natürlich auch mit der übrigen Lebensmittelindustrie. Das ganze Angebot bewegt sich in einer Preisklasse, die fernab der Mittel normalsterblicher Leute liegt.
Zweites Beispiel: Der öffentliche Raum
Über ganz Zürich West verstreut gibt es eine Vielzahl von mit Liebe zum Detail gestalteten Pärken und öffentlichen Plätzen. Leider findet man diese aber den grössten Teil des Tages völlig verlassen, fast schon ausgestorben vor. Der Grund hierfür liegt erneut im weitreichenden Fehlen von Familien. Kinder, die die Plätze bevölkern könnten, sind nicht vorhanden, und die (häufig etwas älteren) DINKs verbringen ihre Freizeit mit Vorliebe unterwegs und nicht in den Freiräumen nahe ihrem Wohnort. Somit bleiben nur noch die Angestellten umliegender Büros, die dort im Sommerhalbjahr ihre Mittagspause verbringen und so wenigstens für minimale menschliche Präsenz sorgen.
Drittes Beispiel: Rasen statt Spielplätzen
Man gibt sich durchaus Mühe, für genügend grüne Flächen und Erholungsraum im Quartier zu sorgen. Dies umfasst aber ausschliesslich Möglichkeiten für Erwachsene, Vergnügungsmöglichkeiten für Kinder wie z.B. Spielplätze fehlen. Ferner wäre noch auf das gänzliche Fehlen einer Schule hinzuweisen - keine Schule, keine Kinder.
Nichts desto Trotz findet man aber einige Spuren, die auf Kinder hindeuten, denn ganz verstecken können ihre Eltern diese nicht.
Erstes Antibeispiel:
Strassenmalereien mit Kreide, die sicherlich aus der Hand eines künstlerisch veranlangten Kindes stammen.
Zweites Antibeispiel:
Ein Fussballfeld, welches aufgrund der lächerlich kleinen Tore garantiert nur von Kindern bespielt wird. Ebenfalls in diese Kategorie gehört ein Basketballfeld, welches hier aber nicht in Form eines Bildes zutage ist.
Drittes Antibeispiel:
Kaum viel Erklärungsbedarf besteht bei diesem Bild. Ich denke es ist nicht zu gewagt zu behaupten, dass eine Kindertagesstätte, die in einer kinderlosen Umgebung Werbung macht, ein völlig inkompetentes Marketingdepartement hat.
Dies führt für mich unumgänglich zu dem Schluss, dass Zürich West seinem Anspruch als DINK-Quartier doch nicht ganz gerecht wird. Vielmehr würde ich hierfür auf das selbst kreierte Wort "DIAK" zurückgreifen (engl. Abkürzung für double income and kids). Oder in anderen Worten: Paare, die ein doppeltes Einkommen generieren, also beide voll erwerbstätig sind, aber trotzdem nicht auf Kinder verzichten möchten, sondern diese einfach ihren Karriereansprüchen unterordnen und darum aus Mangel an Zeit für deren Betreuung und Erziehung in einer Kinderkrippe unterbringen. Fazit ist also eine Korrektur des Titels: Das DINK- und DIAK-Quartier Zürich West.
Autor: L.S.*
*Name der Redaktion bekannt
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